Samstag, 13. März 2010

Review: Story of Ricky

Story of Ricky
aka Riki-Oh: The Story of Ricky


Originaltitel: Lik Wong
Hongkong / Japan
Jahr: 1991
Laufzeit: 87:44 Minuten (reale Lauflänge)
FSK 18, indiziert und beschlagnahmt.


Regie: Lam Ngai Kai 
Genre: Action/Eastern/Splatter/Martial Arts



Plot: In einer nahen Zukunft sieht selbige äußerst düster aus. Die Gefängnisse wurden privatisiert und werden wie Unternehmen geführt, gewinnorientiert und gnadenlos. In eines dieser Gefängnisse wird der junge Ricky gebracht: ein meisterlicher Qi-Gong Kämpfer mit übermenschlichen Kräften und nahezu unsterblich. Ricky hat eine Haftstrafe wegen Mordes abzusitzen: Er tötete den Drogendealer, der den Tod seiner Freundin verursachte. Im Gefängnis angekommen, gerät Ricky schon bald in den unmenschlichen Strudel der Gewalt und Unterdrückung. Um sich und die Schwachen zu schützen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich gegen sadistische Insassen, Macht-hungrige Wärter und die korrupte Gefängnisleitung zu stellen und deren Terror zu beenden.


Spannung: 6/10
Atmosphäre: 3/10
Action: 7/10
Humor: 6/10
Anspruch: 0/10
Unterhaltungswert: 7/10 (9/10 mit Bier und Freunden)

Cast: 3/10
Score: 3/10
Screenplay: 5/10
Produktion: 4/10
FX: 4/10
Gore: 9/10
Synchro: furchtbar-schlecht (furchtbar/schlecht/mäßig/ok/gut/ausgezeichnet)
Mainstream: Nein

Kurzinhalt:
  • Flöten: 30%
  • Flöten-gehende Augäpfel: 3
  • Schauspielerische Leistung: 2,5 Promille
  • Blut und Gedärm : 100%

Bewertung: Die Manga-Adaption Story of Ricky hat es bestimmt nicht wegen seiner ausgefeilten Story zu einiger Bekanntheit gebracht. Vielmehr dürfte der Grund hierfür in seiner äußerst expliziten Gewaltdarstellung liegen, hier ist Story of Ricky so drastisch, wie man es oft nur vom Zombiefilm kennt: abgeschlagene Arme, Beine und Kopfhälften, herausploppende oder durchbohrte Augäpfel und zermanschte Fäuste und Kiefer, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In der letzten Szene, dem Kampf zwischen Ricky und dem Gefängnisdirektor, wurde dem Gerücht nach so viel und dickflüssiges Kunstblut verwendet, dass Hauptdarsteller Siu-Wong Fan drei Tage brauchte, bis er es vollständig von der Haut gewaschen hatte.


Da wundert es wenig, dass Story of Ricky der erste nicht-pornographische Film war, der in Hongkong ein Category 3 Rating erhielt - was ein strenges Jugendverbot bedeutet und damit hierzulande ungefähr einer Indizierung entspräche. Wie, Siu-Wong Fan? Läutet's da nicht? Oder bei Lam Ngai Kai? Nein? Bei mir auch nicht. Der einzige Darsteller (oder sonstwie am Film Beteiligten), den ich kenne, ist der mittlerweile verstorbene Tetsurō Tamba, mir bekannt aus Takashi Miikes "The Happiness of the Katakuris", dem Italowestern "Die fünf Gefürchteten" und "James Bond: Man lebt nur zweimal". Macht aber auch nichts, denn die darstellerische Leistung ist hier durch die Bank furchtbar, Herrn Tamba mit eingeschlossen. Zudem ist einer der Kapos [die (Nazi-)Bezeichnung im Film für höher gestellte Gefängnisinsassen] deutlich erkennbar eine Frau, soll aber keine sein und wird mit einer total dämlichen männlichen Stimme synchronisiert.


Der musikalischen Untermalung merkt man ihre Synthie-Herkunft jeder Zeit an, besonders bei den "Chören", aber immerhin passt sie zum Geschehen und geht einem nicht auf den Zeiger. Die Splatter und Gore Szenen sind ebenso oftmals billig gemacht, aber effizient. In nicht wenigen Szenen (wie der "Brett-mit-Nagel vs. Auge" Szene) wird der bekannte Fehler Lucio Fulcis gemacht, die Kamera einfach zu lange drauf zuhalten, in anderen werden die eigentlich einfachen Tricks jedoch geschickt durch flotte Schnitte kaschiert. Auch wirken Location und Szenenbild leer und undurchdacht und es entsteht der Eindruck, man befände sich in einer stinknormalen Berufsschule anstatt in einem Hochsicherheitsgefängnis. Und warum sich dort Ricky und andere Gefangene manchmal selbst des Nachts frei bewegen dürfen, bleibt unklar, ebenso, warum Ricky nach kurzer Zeit eine solch enge Bindung zu seinen Mitgefangenen eingeht, dass er ein theatralisches "Aaaahhhh!" in den Regen brüllt.


Naja, "brüllt". Denn auf der mir vorliegenden VÖ von Laser Paradise (besondere Merkmale: schlechte bis mittelmäßige Bildqualität und peinliche Intro-/Logoanimationen, die nach nur einer halben Stunde Einarbeitungszeit in Cinema 4D oder Blender jeder genauso gut bzw. schlecht hinkriegt) ist leider nur die deutsche Tonspur vorhanden - und die ist so grauenhaft schlecht, dass sich einem die Fußnägel aufrollen. Wenn Ricky besagtes "Aaaahhhh!" oder auch mal ein "Ooohh!" zum Besten gibt, klingt das mehr nach allseits bekannten Situationen im Wartezimmer des örtlich-betäubenden Zahnarztes, als nach wirklicher Emotion - ganz so als habe der Schauspieler Hemmungen mit der Lautstärke die Nachbarn zu verärgern. Diese Momente gehören eindeutig in die Hall of Shame der gesamten Synchronisationshistorie.


Typisch für Eastern niedrigen Budgets dieser Zeit ist neben theaterhaftem Overacting der Darsteller auch die generelle Logikfreiheit der Dialoge. Letztere sind oft so zusammenhangslos und beliebig, dass man einfach nur den Kopf schütteln möchte. Nur hat man dazu überhaupt keine Zeit, denn schon kommt der nächste dicke Klops. Und das ist auch der Grund dafür, warum "Story of Ricky" erstaunlicherweise sogar funktioniert. Ständig passiert irgendwas, hier ein dämlicher Dialog, im nächsten Moment schon die nächste Splatter-Szene und das ganze eingefasst in einer haarsträubenden, erschreckend simplen und sinnfreien Story. Das macht "Story of Ricky" zum idealen Partyfilm, Hirn aus, Bier auf und darauf warten, dass die geladenen Freunde letzteres (und hoffentlich nur dieses) durch die Nase wieder ins Freie prusten.


Denn was hier geboten wird, ist wirklich zum Haare raufen, so viel unfreiwillige Komik in weniger als 90 Minuten hat man selten gesehen. Ricky wird durch einen Schnitt im Arm die Sehne durchtrennt? Kein Problem, Ricky hat eine beeindruckende Fähigkeit zur Regeneration und macht einfach einen Knoten rein. Die Augen mit Glassplittern zerfetzt? Einmal mit Wasser ausspülen, bitte. Der gegnerische Kapo sieht da keinen anderen Ausweg, als zu drastischen Mitteln zu greifen und versucht Ricky mit seinen eigenen Gedärmen, die er sich zuvor selbst aus dem Leib gezogen hat, zu erwürgen.


Zimperlich geht es hier wirklich nicht zur Sache, kein Wunder also, dass hierzulande der Film sowohl indiziert als auch beschlagnahmt wurde. Gerade diese bescheuert-blutrünstigen Szenen sind aber auch das, was den tiefschwarzen (unfreiwilligen) Witz des Films ausmacht und - so ironisch es klingt - die den Film erträglich werden lassen.

Fazit: Rein objektiv betrachtet könnte man "Story of Ricky" kaum mehr als 3/10 Punkten geben, aber wer will hier schon objektiv sein? "Story of Ricky" ist eine wahre Trashperle: bescheuert, sinnfrei und ultrabrutal, dabei aber auch kurzweilig und unterhaltsam, ein absoluter Partykracher für weniger empfindsame Filmfreunde.

7.5/10

Für Freunde von:
Ilsa - Haus ohne Männer
Zwei bärenstarke Typen

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