Freitag, 14. Mai 2010

Review: Der blutige Pfad Gottes 2

Der blutige Pfad Gottes 2
Originaltitel:
The Boondock Saints II:
All Saints Day

Produktionsland: USA
Jahr: 2009 
Laufzeit: 113 Minuten
SPIO/JK, bzw. FSK-18 (2 min 22 sek. geschnitten)

Regie: Troy Duffy
Cast: Norman Reedus, Sean Patrick Flanery, Bill Connolly, Julie Benz


Plot: Die MacManus Brüder (aka die "Saints") haben sich nach den Geschehnissen des ersten Teils in die einsamen Täler Irlands zurückgezogen und fristen dort Schafe hütend ein unspektakulär friedliches Dasein.. Bis zu jenem Tag an dem ihnen zugetragen wird, dass im heimischen Boston ein Priester grausam hingerichtet und dabei ihr eigenes "Gangster-Mord-Ritual" kopiert wurde. Jemand will also den Saints diesen feigen Mord in die Schuhe schieben und weder das, noch den Mord an einem Mann der Kirche im Allgemeinen können die beiden auf sich sitzen und unbeantwortet lassen. Also Koffer gepackt, die Reinhold-Messner-Matte gekürzt, schnell noch geduscht und ab zurück nach Boston, wo eine ganze Reihe zukünftiger Gangster-Leichen auf die beiden Brüder wartet.

Spannung: 7/10
Atmosphäre: 7/10
Action: 8/10
Humor: 8/10
Anspruch: 4/10
Unterhaltungswert: 8/10

Cast: 9/10
Score: 8/10
Screenplay: 8/10
Produktion: 8/10
FX: 6/10
Gore: 6/10
Synchro: ausgezeichnet (furchtbar/schlecht/mäßig/ok/gut/ausgezeichnet)
Mainstream: Ja

Kurzinhalt:
  • Same Procedure As 10 Years Ago: 99%
  • Innovation: 1%
  • Gebrüder MacManus: 100%

Bewertung: Der blutige Pfad Gottes ist, im Gegensatz zu vielen Streifen, die diesen Titel schon vor der VÖ für sich beanspruchen, ein wirklicher Kultfilm. An den Kinokassen ein Flop, von der Kritik zerrissen (meist unter Bezeichnung als miese Tarantino-Kopie, diesen Vergleich verstehe wer will) und erst später in der Video/DVD Auswertung (vornehmlich bewirkt durch Mundpropaganda) wirklich erfolgreich - eben das, was einen Kultfilm charakterisiert und auch deutlich macht, warum z.B. Michael Bays Bad Boys KEIN Kultfilm ist.
Nun, immerhin zehn Jahre später, steht nach langer, langer Entwicklungsgeschichte also endlich der Nachfolger bereit, natürlich wieder mit den MacManus Brüdern und mit einem neuen Sidekick. Wie das bei Nachfolgern so ist, es hätte niemand ernsthaft geglaubt, dass The Boondock Saints II annähernd so grandios werden würde, wie der erste Teil. Und, um es gleich vorwegzunehmen: das ist er auch nicht.


Denn während Der blutige Pfad Gottes geschickt erzählt, konsequent und ideenreich inszeniert und in sich rumdum stimmig ist, so merkt man seinem Nachfolger doch deutlich an, dass hier versucht wurde einen "Fan-Pleaser" zu schaffen und überall noch einen drauf zu setzen - was dazu führt, dass sich der bodycount fast verdoppelt hat, in erster Linie kultige Elemente des ersten Teils recycelt wurden und der Film sich letztendlich doch über einige Strecken ein wenig schwerer tut, als man vermutet hätte. Schwer tut sich auch Julie Benz in ihrer Rolle als toughe Nachfolgerin von Agent Paul Smecker (Willem Dafoe) und in nicht wenigen Szenen wirkt sie wenig glaubwürdig. Natürlich, die betonte Ultracoolness und das damit Hand in Hand gehende Overacting sind durchaus beabsichtigt, dennoch schießt man hier mehr als einmal über's Ziel hinaus. Die Cowboyhut-Nummer in Slowmotion und besonders das in einer Traumsequenz vorgetragene "Manifest der Männlichkeit" (Zitat Troy Duffy), das Working-Class-Pride und "live fast - die young"-Attitüde glorifiziert, wirken deplaziert und fast schon ein wenig peinlich - letztere Szene ist laut Troy Duffy auch noch ernstgemeint.. naja.
Viel neues geboten wird hier ebenfalls nicht, der erste Teil wird von vorne bis hinten zitiert und kopiert und die Slowmotion Shootouts drohen stellenweise schon beinahe langweilig zu werden. Auch wenn es vorbildlich ist, die Action nicht in uninspirierten und unübersichtlich wilden Schnitten zu zeigen, wie es schon länger modern geworden ist: hier hätte man ab und wann mal auf die Zeitlupe verzichten können. Die Filme von John Woo zeigen eindrucksvoll wie man Zeitlupen und Sequenzen mit normaler Geschwindigkeit (sinnvoll) kombinieren und Cause und Effect in einem Bild zeigen kann.


Trotzdem: Während Matrix 2 und Matrix 3 den genialen ersten Teil wunderbar kaputtgemacht haben - so schlimm ist es hier dann doch nicht. Das liegt auch in erster Linie daran, dass Der blutige Pfad Gottes 2 auf einer ganz anderen Ebene funktioniert. Hier sind es vorallem die sympathischen und (hier wieder gut aufgelegten) Darsteller bzw. deren Charaktere, mit denen man am liebsten im nächsten Pub ein frisch gezapftes Stout stürzen möchte und die einem im ersten Teil bereits ans Herz gewachsen sind. (Was bei einem Matrix mit Keanuu Reeves natürlich nicht passieren kann.)
Fans des ersten Films freuen sich einfach, dass die Saints wieder da sind und sie freuen sich auch über jedes Wiedersehen mit jedem einzelnen Charakter, denn erfreulicherweise ist der gesamte Cast des Vorgängers wieder vertreten. Troy Duffy hat in erster Linie versucht, die Fans des ersten Teils zufriedenzustellen und, bei allen Schwächen, ist Der blutige Pfad Gottes 2 doch ein guter und spannender Film geworden, der nicht zuletzt durch seinen Humor und seine generellen Over-the-top-Darstellungen sehr unterhaltsam ist. Vorallem das Zusammenspiel von Reedus und Flanery, aber auch dem neuen Sidekick Romeo (Clifton Collins Jr.) sowie den wohlbekannten Detectives Greenly, Duffy und Dolly funktioniert hervorragend und trägt den halben Film.
Besonders zu empfehlen ist auch die englische Tonspur, zwar ist die deutsche Synchro spitze, trotzdem geht natürlich ein toller Akzent wie der vom Schotten Bill Connolly verloren.



Zur VÖ: Vorliegend ist die ungeschnittene DVD von Sony, mit dem Siegel "SPIO/JK: Keine schwere Jugendgefährdung". Dafür erstmal ein Dankeschön an Sony, es ist ja keine Selbstverständlichkeit mehr, Filme ungeschnitten in Deutschland rauszubringen (siehe Lone Wolf). Laut Coveraufdruck warten vier Stunden Bonusmaterial auf den geneigten Zuschauer, tatsächlich wurden hier aber z.B. Audiokommentare miteingerechnet. Wirklich interessant bleiben 35 Minuten Interviews und Behind-the-Scenes Material, die zwar in erster Linie die übliche "Der Dings ist so talentiert und der Bumms so liebenswert"-Schleim-Schiene fahren (*würg*), nebenbei aber einige interessante Anekdoten zum Dreh bereithalten.
Unbedingt abzuraten(!) ist von der geschnittenen FSK-18 Variante, hier fehlt einfach zu viel was den Film und seinen Vorgänger ausmacht. Finger weg!

Fazit: Fans des ersten Teils sind mehr als dankbar, auch wenn nicht die Klasse des ersten Teils erreicht wird. Wer schon mit dem ersten Teil nichts anfangen konnte, ist hier gänzlich falsch. Bleibt auf einen dritten Teil zu hoffen, der wieder etwas eigenständiger ist. The Saints are coming! .. aber hoffentlich nicht erst wieder in zehn weiteren Jahren.

8/10

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